Broch of Gurness
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- Erstellt am Sonntag, 21. April 2013 23:20
- Geschrieben von Heike
Bildquelle: Copyright by Schottlandfieber.de
Erbaut: ca. 200 v. Chr.
Entlang der Küste der Highlands und auf den vorgelagerten Inseln von Schottland befinden sich über 500 Brochs, jene runde Steintürme, die in der Eisenzeit zur Verteidigung dienten. Einige von ihnen stehen völlig einsam an der Küste, während andere von kleineren Gebäuden umringt waren. Rund um die Küste des Eynhallow Sound, also am Ufer von West Mainland und dem südlichen Ufer von Rousay befindet sich eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Brochs. Zwei von ihnen sind besonders bemerkenswert, der Midhowe Broch auf Rousay und der Broch of Gurness direkt gegen über am Ufer von Mainland.
Der etwas 200 v. Chr. gebaute Broch of Gurness war von Anfang an als Siedlung geplant, wie man an den gewaltigen Ausmaßen erkennen kann. Der gesamte Komplex mit seinen Nebengebäuden erstreckt sich auf einer kreisförmigen Fläche mit einem Durchmesser von ca. 50 m. Umgeben war der gesamte Bereich von einem Graben und einem vorgelagerten Erdwall. Wahrscheinlich entstanden nicht alle Gebäude zur selben Zeit, doch als erstes entstand ziemlich sicher der eigentliche Broch im Zentrum des Kreises.
Der Broch selber hatte ebenfalls mit seinem Durchmesser von 20 m und einer Höhe von ca. 10 m extreme Ausmaße. Um ihn herum wuchs nach und nach eine Ansiedlung, die aus kleinen Steinhäusern bestand, jedes mit einem Hof und Schuppen. Im Laufe der Zeit erfolgten weitere Umbauten, wie zum Beispiel der Wiederaufbau der eingestürzten Westseite des Brochs oder eine Brücke, die über den Graben zum Erdwall führte.
Im Jahre 100 n. Chr. ging die Anzahl der Bewohner zurück und der Broch stürzte erneut ein. Die meisten Bewohner verließen den Komplex mit Ausnahme einer Familie, die umgeben von dem gesamten Schutt weiterhin hier lebte. Ihr mittlerweile ebenfalls verfallenes Gebäude, das Shamrock House bestand aus vier Räumen und wurde während der Zeit der Pikten, also von 500-600 n. Chr., ebenfalls verlassen. Ursprünglich befand sich das Shamrock House an der Südseite des Brochs, wurde aber bei den späteren Ausgrabungen versetzt, um den weiteren Verfall aufzuhalten.
Als die Wikinger Orkney erreichten, befand sich in Gurness nur noch ein Grashügel. Zwar wurde hier ein Wikingergrab gefunden, doch deuten keine weiteren Anzeichen darauf hin, dass hier nochmal jemand gelebt hat. Die Zeit blieb einfach stehen bis zu den Ausgrabungen im Jahre 1929.
Heute gibt der Broch leider nur noch einen kleinen Einblick in das Leben, das seine Bewohner hier damals geführt haben. Bedauerlicherweise hat die See in den letzten 2.000 Jahren fast die Hälfte des Landes zwischen dem nördlichen Graben und dem äußeren Rand des Broch zurückerobert. Außerdem haben diverse Erdrutsche die Zerstörung der Gebäude weiter vorangetrieben.
Heutige Besucher stoßen hinter dem Eingang zuerst auf das Shamrock House und dann auf die imposanten Gräben, die einst den gesamten Bereich umkreisten. Danach gelangt man zu den Überresten der kleinen Gebäude, bis man schließlich vor dem Eingang des eigentlichen Broch steht. Auch von dem Broch ist nicht mehr alles erhalten geblieben und bei den Ausgrabungen im Jahre 1929 entschloss man sich, die einstigen Trockenmauern mit Mörtel zu verstärken, damit sie vor dem weiteren Verfall bewahrt werden konnten.
Die Siedlung um den Broch herum erkennt man erst auf den zweiten Blick. Zu viele Fragmente von einstigen Steinwänden bilden im wahrsten Sinne des Wortes einen Irrgarten, den man sich nur noch sehr schwer als Gebäude vorstellen kann. Erst wenn man den Eingangsbereich des Broch erreicht hat, scheinen sich die Überreste zu ordnen und man kann die Grundrisse der einzelnen Gebäude gut erkennen.
Der Vorbau zum eigentlichen Eingang sollte wahrscheinlich den Broch im Jahre 200 n. Chr. von den angrenzenden Gebäuden abheben und beeindruckt auch noch heutige Besucher. Da die oberen Teile des Broch nicht mehr erhalten sind, ist es jedoch schwierig den eigentlichen Sinn eines Broch zu verstehen. Im Inneren kann man jedoch noch die Feuerstelle des unteren Stockwerkes erkennen und die verschiedenen Trennwände. Ebenso befinden sich teilweise die Wandschränke und die Treppe im Inneren der dicken Wand, die zu den oberen Bereichen führte, in einem guten Zustand.
Ein besonders interessantes Detail ist das von Archäologen als Brunnen definierte Wasserloch im Boden des Broch. Das tiefe Loch im Boden, das mit Wasser gefüllt ist, scheint wirklich eine Art Brunnen zu sein. Nachdem man jedoch im Boden von Mine Howe ein ähnliches Loch entdeckt hat, musste man die Theorie des Brunnens neu überdenken. Wie in Mine Howe hat der Brunnen von Gurness Stufen die in sein Inneres führen, wo man weitere Kammern fand. Bis heute konnte niemand eine sinnvolle Erklärung für diese Bauweise finden und so bleibt die Theorie vom Brunnen doch äußerst fragwürdig.
Der Broch of Gurness ist ein faszinierender und spannender Platz. Im Gegensatz zu Skara Brae, was auf rund 3.000 Jahre zurückdatiert wird, gibt es von den hier wirklich im Broch lebenden Menschen keinerlei Beweis. Natürlich müssen sie existiert haben, aber die Fragen, warum und wie genau sie hier lebten, bleibt wohl eines der Rätsel vom Broch of Gurness.
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N 59°07'24.92" |
April-Sept. |