Blairgowrie

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Hier kann man nicht von einem Ort reden, denn eigentlich handelt es sich um zwei, „Blairgowrie und Rattray". Die beiden Namen kommen aus dem Gälischen Blàr Ghobharaidh und Raitear – in beiden Namen steckt der Begriff Ràth, der so viel wie „Festung" bedeuten dürfte. Die Einheimischen machen sich das mit dem Namen aber leichter und sprechen von Blair.

Vom Ortsteil Rattray ist bekannt, dass er bereits Mitte des 11. Jh. bestanden hat, während das bei Blairgowrie nicht so ganz sicher ist. Wie man erkennt, welcher Teil welcher ist? Ganz einfach, der River Ericht zeigt es einem: Blair auf der westlichen, Rattray auf der östlichen Seite, wo auch Anfang des 17. Jh. die erste Schule stand.

Zu Beginn des 18. Jh. fing man an, von Blairgowrie aus eine Militärstraße in Richtung Braemar zu bauen, die im Jahr 1725 fertiggestellt wurde. Dieses Jahr brachte jedoch nicht nur eine gute Verkehrsanbindung, nein, es brachte auch eine echte Verbindung zwischen den beiden Ortsteilen in Form einer Brücke. Leider kann man die Brücke heute nicht mehr im Original bewundern, denn sie wurde 1840 durch ein Hochwasser komplett zerstört, aber schnell durch eine neue ersetzt, die abgesehen von einer Verstärkung und einer Erweiterung noch heute Blair und Rattray verbindet.

Der Fluss brachte aber nicht nur Zerstörung mit sich, sondern er war auch der Grund für das starke Wachstum des Ortes. Aus den Cairgorms kommend hatte er eine enorme Fließgeschwindigkeit und genau diese führte dazu, dass sich hier wasserbetriebene Leinenfabriken ansiedelten und bereits 1790 waren hier gut und gerne 100 Weber angestellt.

Gerade mal 70 Jahre später standen hier 11 Fabriken, die zusammen 1.600 Arbeiter beschäftigten, was dazu führte, dass der Ort massiv ausgebaut werden musste, um so viele Menschen zu beherbergen. Während acht dieser Fabriken Flachs zu Leinen verarbeiteten, produzierten die drei anderen Jute. Im Jahre 1870 sollte mit der Keathbank Jute Mill noch eine vierte Jutefabrik hinzukommen – diese war mit dem größten Wasserrad Schottlands ausgestattet. Diese Fabrik ist noch heute auf der Rattray-Seite des Flusses zu sehen.

Aber das frühe 20. Jh. brachte einen Wandel für Blairgowrie – weg von der Textilindustrie hin zum Tourismus. Hierbei profitierte man von der günstigen Lage auf dem Weg in das Skigebiet des Glen Shee. Es entstanden Hotels und Ski-Fachgeschäfte, was in dieser Zeit mit einem ziemlichen Risiko verbunden war, denn schließlich steckte der Tourismus noch in den Kinderschuhen.

Aber das Jahr besteht ja nicht nur aus Winter und so musste auch des Sommers gedacht werden – einer Zeit, wo man nicht gerade auf Skifahrer zählen kann – und was könnte hierfür logischer für ein schottisches Dorf sein, als ein Golfplatz (Schottland, ein Land aus lauter Löchern...einige davon sind mit Wasser gefüllt, andere – zumindest zeitweise – mit einem kleinen weißen Ball). 1889 hatte man einen 18-Loch-Platz, heute sind es deren zwei (meisterschaftstauglich!) und ein kleiner mit 9 Löchern.

Blairgowrie hat sich aber nicht komplett aus dem „Produktiven" zurückgezogen – dank des Himbeerreichtums war der Ort zum Zentrum der schottischen Saftindustrie geworden. Anfangs wurde hier auf den weitläufigen Feldern noch von Hand gepflückt und so fanden Jahr für Jahr Hunderte von Saisonarbeitern eine Anstellung. Bis 1979 wurde im Ort auch noch abgefüllt.

Wer heute hierher zu Besuch kommt und nicht auf Ski oder Golf aus ist, dem bietet Blairgowrie wunderschöne Wanderwege entlang des River Ericht, dem auch in einer Skulptur, die an der Brücke steht, ein regelrechtes Denkmal aufgestellt worden ist. Die Fish and Water Sculpture symbolisiert das wilde Zusammenspiel von Fischen und Wasser in einer beeindruckender Weise. Aber man sollte nicht weitergehen, ohne UNTER die Brücke zu blicken, denn hier wurde für die jährliche Lachswanderung eine Lachsleiter errichtet und wer das Glück hat, zu eben dieser Zeit hier zu sein, kann Lachse beim Springen über jene Leiter beobachten.

Verlässt man Blairgowrie jetzt auf der A93 Richtung Perth, so kommt man nach ca. 6 km an die Meikleour Beech Hedge. Diese fast 540 m lange und im Schnitt über 30 m hohe Hecke besteht aus Rotbuchen und wird durch den Meikleour Trust alle zehn Jahre getrimmt, also in Form gebracht.

Für diese Arbeit benötigen die vier Gärtner fast sechs Wochen. Die Hecke ist die längste und höchste der Welt! Geplant wurde sie im Herbst des Jahres 1745 durch Robert und Jean Murray Nairne (geb. Mercer of Meikleour) die im hinter der Hecke gelegenen Meikleour House lebten.

Leider sollten sie selber diese wunderbare Hecke niemals sehen. Als überzeugte Anhänger der Jakobiter unter Bonnie Prince Charlie hatten sie die schönsten Jahre ihres Lebens bereits hinter sich, bevor die Hecke auch nur ein geschlossenes Blattwerk vorweisen konnte. Robert Meikleour war einer jener, die bei der Schlacht von Culloden am 16.4.1746 im Kampf für die Krone Schottlands fielen und Mary flüchtetet sich daraufhin in die Anonymität der Metropole Edinburgh, um so den englischen Soldaten – die das Land nach verbliebenen Jakobitern durchstöberten – zu entgehen.

Adresse

Koordinaten

Öffnungszeiten

Diashow

26 Wellmeadow
Blairgowrie
PH10 6AS

+44 1250 872960

N 56°35'30.77"
56.591880

W 3°20'15.14"
-3.337540

ganzjährig

   
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