Haddington
- Details
- Erstellt am Samstag, 08. September 2012 23:04
- Geschrieben von Heike
Bildquelle: Copyright by Undiscovered Scotland
Haddington liegt ca. 30 km östlich von Edinburgh und galt schon früher als das „Tor zu Edinburgh und Central Scotland". Diesen Namen hat der Ort wohl, weil viele Armeen auf ihrem Vormarsch Richtung Edinburgh ihn immer als Einladung zum Plündern sahen und hier kurz Halt machten, um sich zu nehmen, was sie für den Weitermarsch benötigten – auf dem Rückweg sah es bestimmt nicht besser aus!
Wo Haddington heute ist, gab es möglicherweise schon 1000 n. Chr. eine recht große Siedlung und im frühen 12. Jh. wurde die Stadt von David I zur „königlichen Stadt" ernannt. Von dem Zeitpunkt an nannte sich die Umgebung Haddingtonshire.
Das 14. Jh. war für Haddington keine gute Zeit. Zum einen wurde die Stadt ständig von den Engländern mit ihren Raubzügen bedacht und zum anderen kam es 1358 auch noch zu einem verheerenden Hochwasser, bei dem ein großer Teil der Stadt einfach weggeschwemmt wurde. Trotz all dem wuchs Haddington rasch weiter. Mit dem Wachstum kam auch der Einfluss – insbesondere durch seinen Hafen, der knappe 10 km nördlich liegt, wurde Haddington zu einer der wichtigsten Verbindungen mit den nordeuropäischen Häfen.
Heute sieht man nichts mehr von den dramatischen Jahren, die der Ort erlebte. Stattdessen bietet sich einem eine Vielfalt an Möglichkeiten für Sightseeing. Schnell wird man erkennen, dass Haddington eine der am besten erhaltenen Handelsstädte in Schottland ist.
Wie bedeutend Haddington war, kann man an der St Mary's Collegiate Church sehen. Sie wurde im 14. Jh. erbaut und, nachdem sie im 16. Jh. durch die Engländer zerstört wurde, inzwischen wieder komplett hergestellt. Bemerkenswert ist, dass die Kirche mit ihren 63 m Länge größer als die St Giles Cathedral in Edinburgh ist. In der Seitenkapelle Lauderdale Aisle befinden sich die wirklich sehenswerten Marmorgräber der Familie Maitland, Dukes of Lauderdale, die einst im Lennoxlove House lebten.
Wer es gerne eine Nummer kleiner mag, dem können wir die St Martin's Kirk empfehlen. Die heutige Ruine aus dem späten 12. Jh. war eines der ältesten Kirchengebäude in Schottland. Einst war die kleine Kapelle Teil eines Klosters für Nonnen des Zisterzienserordens. Gründerin war Ada, die Schwiegertochter von King David I. Die Nonnen, die hier lebten, gaben dem heutigen Stadtteil von Haddington auch seinen Namen – Nungate (Nonnentor).
Das Herrenhaus Lennoxlove House am südlichen Rand von Haddington aus dem Jahre 1345 wurde zu Beginn des 18. Jh. an die Duchesse of Lennox verkauft, die dem Anwesen auch den neuen Namen gab. Heute gehört das Anwesen der Witwe des 14. Duke of Hamilton, die immer noch hier lebt und gerne ihre Pforten für Besucher öffnet. Neben den herrlichen Räumen im georgianischen Stil wird dem Besucher eine imposante Sammlung an Bildern, Porzellan und Möbeln geboten.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Haddington ist das Haddington House aus dem Jahre 1648. Das älteste Privatwohnhaus der Stadt hat einen herrlichen Garten, den man besuchen kann. Hier entdeckt man neben alten Rosenstöcken auch einen alten, medizinischen Kräutergarten. Besondere Mühe gab man sich bei der „Beschilderung" der Gärten – sie wurden speziell für Blinde ausgerichtet!
Wer es lieber eine Nummer größer mag, sollte das Stevenson House aus dem 17. Jh. besuchen. Das Gebäude steht in enger Verbindung mit der Familie Sinclair und man geht davon aus, dass einige Teile bereits ca. 1359 erbaut wurden. Im Innern erwartet den Besucher eine große Sammlung von Möbeln und Bildern aus dem späten 17. Jh. und dem frühen 18. Jh.
Weniger pompös, aber durch aus interessant für Leseratten ist der Besuch des Jane Welsh Carlyle Museum. Die Schriftstellerin und "Tochter der Stadt" war die Gemahlin des berühmten Autors Thomas Carlyle. In ihrem Geburtshaus befindet sich ein liebevoll hergerichtetes Museum zum Leben dieser außergewöhnlichen Frau.
Aber auch außerhalb von Haddington kann man viele verschiedene Sehenswürdigkeiten finden. Auf dem Weg nach Osten stößt man als erstes auf das Winton House aus dem Jahre 1150. Das heutige Hotel ist eines der schönsten Herrenhäuser in ganz Schottland und war über 500 Jahre der Sitz der Earls of Winton. Nicht weit entfernt von dem Anwesen erhebt sich der ca. 221 m hohe Hügel Traprain Law. Hier befinden sich die spärlichen Überreste einer prähistorischen Siedlung und eines römischen Fort. Nach dem Rückzug der Römer, ca. 220 n.Chr., wurde die Befestigungsanlage aufgeben und verfiel.
Besser erhalten, wenngleich ebenfalls eine Ruine, ist das Hailes Castle aus dem Jahre 1300. Es zählt zu den ältesten Castles in Schottland und war einst in Besitz der Earls of Bothwell.
Eine andere einflussreiche Familie der Region waren die Balfours. Sie lebten im nicht weitentfernten Whittingehame House und finanzierten zu großen Teilen den Bau der Whittingehame Church aus dem Jahre 1722. Die schöne Kirche mit ihrem sehr alten Friedhof ist wirklich ein Kleinod der Region.
Wer sich nun nach Norden wendet, stößt auf die Preston Mill samt Phantassie Doocot. Die Wasserradmühle aus der Zeit um 1600 ist heute die älteste noch arbeitende Mühle Schottlands und durch die ungewöhnliche Bauform des Getreidesilos samt Trockenofen ein beliebtes Fotomotiv.
Der bereits erwähnte Doocot (Taubenschlag) befindet sich nur ein paar Meter entfernt von der Mühle. Bei ihm lässt der Name zwar ebenfalls auf eine ungewöhnliche Bauform hoffen, doch sieht er einem Bienenstock recht ähnlich (typische Bauform) – was ihn jedoch von anderen Doocots unterscheidet ist eine im französischen Stil gehaltene hufeisenförmige Brüstung. Er stammt aus derselben Zeit wie die Mühle und bot damals ca. 500 Tauben Unterkunft. Der Name stammt übrigens nicht von der Bauform, sondern von dem Hamlet (Hamlet bezeichnet ein Dörfchen oder eine Siedlung), in dem er einst stand.
Ebenfalls nördlich von Haddington liegt der Ort Athelstaneford. Hier befindet sich die Athelstaneford Parish Kirk aus dem Jahre 1780 sowie das weitaus bekanntere Scottish Flag Heritage Centre. Hier erfährt der Besucher an historischer Stelle alles zur Entstehungsgeschichte der schottischen Nationalflagge.
Als kleiner Tipp für Technik-Freaks: östlich von Athelstaneford befindet sich mit dem National Museum of Flight ein bedeutendes Museum, in dem man nicht nur eine große Zahl von „fliegenden Kisten" bewundern kann, sondern man wird durch die gesamte Entwicklung der Luftfahrt bis zum heutigen Tag geführt.
Direkt neben dem Museum auf einer alten Start- und Landebahn befindet sich der East Fortune Raceway, der in regelmäßigen Abständen den vielen Besuchern interessante Motorradrennen bietet.
Nordwestlich von Haddington befindet sich dann noch die Ruine des Garleton Castle aus dem 16. Jh. Es wechselte im Lauf der Zeit mehrfach den Besitzer und gehörte mal der Familie Seton, mal der Familie Lindsay und zuletzt dem Earl of Wemyss.
Etwas weiter westlich vom Garleton Castle, auf dem Byres Hill, steht das weithin sichtbare Hopetoun Monument. Der auch als Garleton Monument bekannte Turm ist ca. 30 m hoch und wurde zum Gedenken an den im Jahre 1824 verstorbenen John Hope, 4. Earl of Hopetoun, ein Jahr nach seinem Tod errichtet.
Von hieraus kann man bei gut6m Wetter fast bis zum nördlich gelegenen Chesters Hill Fort sehen. Wie bei allen Befestigungsanlagen aus der Eisenzeit ist logischerweise nicht mehr viel erhalten geblieben. Man kann die grasbedeckten Erdrampen zwar noch gut erkennen, doch die hier grasenden Kühe wissen wohl nichts von der geschichtlichen Bedeutung. Wenn man so über die Erdwälle läuft und feststellt, wie weit man von hier ins Umland blicken kann erklärt sich fast von selbst, warum hier einst ein Hillfort stand.
Wesentlich besser erhalten, und je nach Geschmack auch das interessantere Ziel, wäre da vielleicht die südlich von Haddington stehende Bolton Parish Church aus dem Jahre 1809. Auf dem umliegenden Friedhof liegen übrigens die Gräber von Robert Burns Mutter und seinen Geschwistern.
|
Adresse |
Koordinaten |
Öffnungszeiten |
Diashow |
|
|
N 55°57'19.44" |
|